2017-04-11
What’s in a Name? Effect of Breed Perceptions & Labeling on Attractiveness, Adoptions & Length of Stay for Pit-Bull-Type Dogs. Gunter LM, Barber RT & Wynne CDL (2016) PLoS ONE 11(3): e0146857. doi:10.1371/journal.pone.0146857 oder http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0146857
Zu dieser interessanten Untersuchung wurden die Autoren durch drei frühere Erkenntnisse angeregt: 1. Hunderassen werden in Bezug auf ihre „rassetypischen“ Eigenschaften unterschiedlich wahrgenommen, 2. Vertreter bestimmter Rassen haben schlechtere Vermittlungschancen und 3. Rassebezeichnungen in Tierheimen werden in der Regel vom Vorbesitzer übernommen oder anhand des Äußeren von Tierheimmitarbeitern bestimmt, wobei bereits gezeigt wurde, dass die Rassebezeichnungen (verglichen mit DNA-Analysen) häufig nicht zutreffen, vor allem bei „Kampfhunden“. Daher stellte sich die Frage, welchen Effekt Angaben zur Rasse bei Tierheimhunden haben.
Um dies herauszufinden, führten die Autoren vier verschiedene Studien mit unterschiedlichen Teilnehmern durch. In der ersten wurde anhand von Fragen untersucht, wie die Teilnehmer Hunde auf Fotos in Bezug auf Freundlichkeit, Intelligenz, Aggressivität etc. einschätzen. Dabei kam heraus, dass Pit Bull-artige Hunde anhand von Fotos ohne Rassenangaben durchweg negativer als Labrador Retriever und Border Collies beurteilt wurden. Diese Werte verschlechterten sich noch, wenn auf dem Pit Bull-Foto außerdem ein tätowierter Mann zu sehen war, während eine ältere Frau oder ein Kind bei dem Hund die Werte verbesserten.
Im zweiten Teil wurden den Teilnehmern Fotos von „kampfhundartigen“ Mischlingshunden gezeigt, die sich sehr ähnlich sahen, aber im Tierheim teils als „Pit Bull“, teils als andere Rasse bestimmt worden waren. Verglichen wurde einerseits die Einschätzung der Teilnehmer in Bezug auf diese Hunde ohne Rassenangabe, andererseits die jeweilige Aufenthaltsdauer der Hunde im Tierheim (aus dem die Rassenangabe stammte). Die Hunde auf den Fotos ohne weitere Angabe wurden von den Teilnehmern als gleich attraktiv empfunden, ohne Unterschiede zwischen den als „Kampfhund“ bzw. andere Rasse deklarierten Individuen. Dagegen war die Dauer des Aufenthalts im Tierheim bei den Hunden, die als „Pit Bull“ gekennzeichnet waren, im Mittel über dreimal länger als bei Hunden, auf deren Karte eine andere Rasse stand.
Der dritte Teil der Untersuchung ähnelt dem zweiten, nur dass hier statt Fotos kurze Videos von Hunden gezeigt wurden, einmal ohne, beim zweiten Mal mit Rassenangabe, wobei die Hälfte der Hunde als „Pit Bull“, die anderen als andere Rasse gekennzeichnet waren. Als Ergebnis wurden die „Pit Bulls“ ohne Rassekennzeichnung sogar als attraktiver beurteilt, mit Rasseangabe als weniger attraktiv als die Hunde mit anderer Rassebezeichnung.
Der letzte Teil zeigte dann den Effekt von Rassebezeichnungen „im wahren Leben“ eines Tierheimes, in dem an einem bestimmten Stichtag die Angaben zur Rasse von den Zwingerkarten sowie der Internetpräsentation entfernt wurden. Die Studie verglich die Aufenthaltsdauern von „Pit Bulls“ und anderen Rassen(gruppen) vor und nach dem Entfernen der Rasseninformation. Vermutlich aufgrund gleichzeitig geänderter zusätzlicher Informationen und Öffnungszeiten wurden von allen Rassegruppen nach der Entfernung der Rasseangaben mehr Hunde vermittelt, der Effekt war aber bei „Pit Bulls“ am stärksten ausgeprägt.
Admin - 14:41:53
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